SRF-Dok „Die Kühe vom Albulapass“: Forschende retten die Alpenwiesen

Jährlich verschwinden Alpflächen in der Grösse des Walensees – ein Forschungsteam im Engadin sucht nach robusten Kuhrassen, die das Alpenland erhalten sollen.

Die Schweiz verliert jedes Jahr Alpflächen, die zusammen so gross sind wie der Walensee. Einer der Hauptgründe: moderne Hochleistungskühe sind für das raue Berggelände nicht mehr geeignet. Sie kommen auf steilen, abgelegenen Flächen kaum zurecht und fressen zudem selektiv nur die nährstoffreichsten Gräser. Dadurch geraten viele Wiesen aus dem Gleichgewicht, und die Biodiversität nimmt stetig ab.

Alpflächen im Rückzug – ein Problem für Landschaft und Artenvielfalt

Das Verschwinden der traditionellen Alpweiden hat weitreichende Folgen: Wo das Vieh nicht mehr weidet, breiten sich Sträucher und Alpenrosen aus, wertvolle Pflanzenarten verschwinden, und auch für Insekten, Vögel und Kleintiere gehen Lebensräume verloren. Damit droht ein Teil der jahrhundertealten Kulturlandschaft der Alpen zu verschwinden.

Suche nach den Kühen der Zukunft

Die Agrarökologin Caren Pauler und ihr Forschungsteam haben sich zum Ziel gesetzt, diese Entwicklung zu stoppen. Auf der einzigen Forschungsalp der Welt am Albulapass untersuchen sie, welche Kuhrassen sich am besten für das alpine Gelände eignen.

Ihr Ansatz: robuste, genügsame und trittsichere Tiere sollen das Gleichgewicht auf den Alpen wiederherstellen. Die Forschenden vergleichen verschiedene Rinderrassen hinsichtlich ihres Fressverhaltens, ihrer Beweglichkeit und ihres Einflusses auf die Vegetation.

Dabei zeigt sich: Ältere, weniger auf Leistung gezüchtete Rassen wie die Original-Braunvieh- oder Eringer-Kühe kommen in steilen Hängen deutlich besser zurecht. Sie verteilen sich gleichmässiger über die Fläche, schonen empfindliche Böden und tragen so zur Erhaltung der artenreichen Bergwiesen bei.

Ein Projekt mit Signalwirkung

Die Erkenntnisse vom Albulapass könnten weit über das Engadin hinaus Bedeutung haben. Ziel ist es, neue Strategien für eine nachhaltige Alpwirtschaft zu entwickeln, die den Klimawandel, die Biodiversität und die wirtschaftliche Tragfähigkeit gleichermassen berücksichtigt.

Langfristig sollen die Ergebnisse helfen, angepasste Rinderzuchtprogramme zu fördern und Landwirtinnen und Landwirten Werkzeuge an die Hand zu geben, um gefährdete Alpflächen besser zu bewirtschaften.

Sendetermin

Ausstrahlung: Donnerstag, 23. Oktober 2025, um 10.00 Uhr auf Play SRF und um 21.05 Uhr auf SRF 1

 

Quelle: SRF
Bildquelle: SRF

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