Böckten BL: 17-Jähriger tötet Mitbewohner – Ermittlungen decken Behördenversagen auf
Am 2. Dezember 2022 kam es in Böckten BL auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums zu einem tödlichen Streit zwischen zwei Jugendlichen aus einem Erziehungsheim.
Ein 17-jähriger Jugendlicher verletzte dabei einen 18-jährigen Mitbewohner mit einem Messer tödlich. Das Opfer verstarb noch am Tatort.
Nach dem damaligen Ermittlungsstand der Polizei handelte es sich um einen eskalierten Streit zwischen den beiden Jugendlichen, die in derselben Wohngruppe untergebracht waren.
Der Täter wurde noch am Tatort festgenommen. Die zuständige Jugendanwaltschaft eröffnete ein Verfahren wegen Tötungsdelikts. Der Jugendliche wurde in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen und später wegen Mordes verurteilt.
Neue Recherchen zeigen nun, dass der Täter dem Heim bereits im Vorfeld durch aggressive Verhaltensweisen und Gewaltfantasien aufgefallen war. Zudem verfügte das Heim Arrivo-Bene im Zeitpunkt des Vorfalls über keine gültige Betriebserlaubnis mehr. Trotz dieser Umstände waren weiterhin Jugendliche dort untergebracht, darunter auch betreuungsintensive Fälle.
Nach Angaben der kantonalen Behörden bestanden erhebliche Mängel in der Kommunikation zwischen den beteiligten Stellen. Die Aufarbeitung des Falls hat gezeigt, dass die Kontrollmechanismen für Einrichtungen dieser Art überprüft und verbessert werden müssen. Eine entsprechende Evaluation wurde eingeleitet.
Der Vorfall löste schweizweit Diskussionen über Sicherheitsstandards und die Betreuung von gefährdeten Jugendlichen aus. Das zuständige Sozialdepartement und die Aufsichtsbehörden haben seither angekündigt, die Überwachung und Bewilligung von Heimen strenger zu regeln.
Bei dieser Meldung handelt es sich nicht um einen Rückblick auf alte Nachrichten, sondern um eine Folgemeldung mit neuen, nachträglich recherchierten Informationen.
Was ist neu?
Wie Recherchen des „Beobachters“ und anderer Medien belegen, war der Täter dem Heim bereits vor dem Vorfall durch Gewaltfantasien und auffälliges Verhalten bekannt. Sogar konkrete Ankündigungen wurden ignoriert.
Ebenfalls neu ist die Bestätigung, dass das Erziehungsheim Arrivo-Bene zum Tatzeitpunkt keine gültige Betriebserlaubnis mehr besaß – trotzdem wurden weiterhin Jugendliche dort untergebracht, darunter auch Hochrisikofälle.
Die Ermittlungen offenbaren erhebliche Schwächen in der Kommunikation und Kontrolle der zuständigen Behörden. Eltern wussten z. T. nicht von der fehlenden Erlaubnis, und der Heimleiter verfügte nicht über die nötige fachliche Qualifikation.
Warum ist das relevant?
Diese Erkenntnisse waren zum Zeitpunkt der ersten Polizeimeldung und Gerichtsberichterstattung öffentlich nicht bekannt oder noch nicht bewertet. Erst durch die aktuelle Aufarbeitung kamen sie ans Licht und führten zu einer Neubewertung des Falls einschließlich der Kontrollmechanismen für Jugendhilfe-Einrichtungen im Kanton Basel-Landschaft.
Quelle: BRK News / Blick / Beobachter
Bildquelle: Symbolbild Printscreen BRK News
