Ikonischer Möbeldesigner Rietveld: Klarheit, Linien und radikale Ideen

Gerrit Rietveld hat die Möbelwelt verändert. Seine Entwürfe waren radikal in Form, Konstruktion und Anspruch – und prägen bis heute modernes Design.

Was ihn von anderen Designern unterscheidet, ist nicht nur der Stil, sondern die Denkweise: Möbel als Ausdruck von Klarheit und Reduktion.

Wer war Rietveld – und warum ist er so einflussreich?



Gerrit Thomas Rietveld (1888–1964) war gelernter Schreiner und später Architekt – Mitglied der niederländischen De-Stijl-Bewegung rund um Theo van Doesburg und Piet Mondriaan, entstanden in 1917. Seine Möbelentwürfe gelten als Durchbruch für die Moderne. Rietveld verstand Möbel nicht als dekoratives Element, sondern als Teil eines funktional durchdachten Gesamtkonzepts.

Der berühmteste Entwurf: der Rot-Blaue Stuhl von 1918 – mit seinen klaren Flächen und geometrischen Linien (1923 letztendlich von Primärfarben versehen) ein Manifest für eine neue Ästhetik.

  • Reduktion auf Funktion und Konstruktion
  • Sichtbare Verbindungstechnik
  • Verzicht auf Ornamente

Zum Vergleich: Komposition mit Rot, Blau und Gelb, das noch berühmtere Gemälde von Piet Mondriaan, entstand erst in 1930.

Bis heute wird Rietveld als Pionier des modernen Möbeldesigns gefeiert – vergleichbar mit Bauhaus-Vertretern, aber mit eigenständigem Stil.


Tipp: Originale Rietveld-Stücke oder lizenzierte Reproduktionen tragen oft ein Etikett von Cassina oder Rietveld Originals – wichtig für Sammler.

Ikonen des Möbeldesigns – mehr als nur der Rot-Blaue Stuhl



Auch andere Entwürfe von Rietveld sind stilprägend und hochgeschätzt:

  • Schröder-Stuhl (1923): Kombiniert asymmetrische Linien mit funktionaler Klarheit – inspiriert von der Architektur des gleichnamigen Hauses.
  • Militaire Stoel (1923): Entwickelt für den Sparbau-Bereich – klar, kantig, verschraubt und aus günstigen Materialien gefertigt.
  • Eetkamerstoel (1923): Massiv, kantig und bewusst architektonisch aufgebaut – gedacht als Esszimmerstuhl für experimentelles Wohnen.
  • Berliner Stuhl (1923): Ein flächiger, winkliger Entwurf mit grafischem Charakter – kein Komfortmöbel, sondern ein manifestiertes Raumzeichen.
  • Beugelstoel (1927): Früher Freischwinger-Prototyp mit Rohrgestell – Vorläufer moderner Stahlrohrmöbel, kombiniert Struktur mit Leichtigkeit.
  • Zig-Zag-Stuhl (1934): Aus nur vier Brettern gebaut, wirkt er wie eine optische Täuschung – ein Symbol für strukturelle Eleganz.
  • Crate Chair (1934): Aus Kistenholz gefertigt – bewusst roh und materialgerecht, Ausdruck funktionaler Direktheit.
  • Aluminium Chair (1942): Seltener Entwurf aus Leichtmetall – experimentell, reduziert und mit industriellem Charakter.
  • Lounge Chair (1960): Eine späte Arbeit mit niedrigem Profil und geometrischen Formen – erinnert an moderne Skulpturen mit Sitzfunktion.
  • Steltman Stoel (1963): Einer der letzten Entwürfe – asymmetrisch, skulptural, konzipiert für einen Juwelier in Den Haag. Der linke und rechte Stuhl sind spiegelbildlich angelegt.


Diese Stücke sind Ausdruck eines radikalen Denkens: Möbel dürfen unbequem wirken, wenn sie ein starkes architektonisches Statement setzen.

Die Reduktion ist nicht Mittel zum Zweck, sondern eine ästhetische Haltung.


Tipp: Der Crate Chair wurde 2022 von HAY neu interpretiert – eine minimalistische Hommage, die Rietvelds Geist in moderne Wohnwelten bringt.

Rietveld heute – zwischen Originaltreue und Neuinterpretation



Viele seiner Möbel sind heute in Neuauflagen erhältlich – ob in Museumsqualität oder als lizensierte Replika. Besonders geschätzt werden sie von:

  • Designliebhabern mit Faible für klare Formen
  • Architekturinteressierten, die Form und Funktion kombinieren
  • Sammlern, die auf historische Relevanz achten

Die Relevanz von Rietvelds Werk zeigt sich auch darin, dass seine Möbel in modernen Kontexten bestehen – ob in Lofts, Ateliers oder minimalistischen Wohnräumen.


Tipp: Die Rietveld Academy in Amsterdam – benannt nach dem Designer – ist heute eine führende Kunst- und Designschule Europas.

Rietveld im Interior – wie man seine Designs heute kombiniert



Rietveld-Möbel sind keine Kuschelecken, sondern grafische Statements. Wer sie in moderne Räume integrieren will, sollte Folgendes beachten:

  • Kombination mit neutralen Farben und klaren Materialien (Beton, Holz, Glas)
  • Keine Konkurrenz durch verspielte Dekoration – weniger ist mehr
  • Einzelstücke gezielt setzen, nicht in Serie verwenden

So entsteht eine spannende Spannung zwischen Funktion, Geschichte und moderner Wohnkultur.



Fazit: Gerrit Rietveld steht für kompromisslose Klarheit

Gerrit Rietveld war kein Kompromissdesigner – er war ein Ideologe des Möbels.
Wer seine Stücke in die Wohnung holt, entscheidet sich für mehr als nur Design – für ein Denkmodell.
Rietveld steht für die Überzeugung, dass Klarheit, Struktur und Reduktion zu Wohnqualität führen – zeitlos, mutig und konsequent.

 

Quelle: moebeltipps.ch-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © Gjelt de Graaf/Shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © Bert e Boer/Shutterstock.com; Bild 3: => Symbolbild © Takashi Images/Shutterstock.com

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