Klettern als Ganzkörpertraining: Die wichtigsten Effekte auf Körper und Geist

Klettern fordert nicht nur Arme und Beine, sondern nahezu den gesamten Organismus – und verbindet physische Aktivität mit mentaler Präsenz.

Dank seiner Vielseitigkeit eignet sich das Klettern sowohl als Kraft‑ und Ausdauertraining als auch als Herausforderung für Balance, Koordination und geistige Stärke.

Warum Klettern mehr ist als reines Muskelstraining



Beim Klettern werden mehrere Muskelgruppen gleichzeitig beansprucht: Die Arme ziehen, die Beine drücken, der Rumpf stabilisiert, während das Gehirn Wege und Griffe antizipiert. Eine Metaanalyse zeigte, dass unter anderem Griffkraft, Unter‑ und Oberkörperkraft sowie Flexibilität durch regelmässiges Klettern signifikant verbessert werden konnten.
Auch kardiovaskuläre Parameter wie die maximale Sauerstoffaufnahme (VO₂max) verbesserten sich in den untersuchten Studien.
Ausserdem profitieren Geist und Psyche: Klettern verlangt Konzentration und Problemlösungsfähigkeit und kann Stress‑ sowie Angstempfindungen reduzieren.

Physische Wirkungen im Detail

Kraft und Muskel‑Ausdauer

Beim Klettern kommen Zugbewegung (Arme, Rücken), Druckbewegung (Beine) sowie Halte‑ und Stabilisationsarbeit (Kernmuskulatur) zusammen. In einer Studie korrelierten höhere Griffkraft und Beinpressleistung mit besserer Kletterzeit.
Darüber hinaus zeigt ein Review: Ein gezieltes Kletter‑ oder Krafttraining kann die Leistung bei Fingerkraft und Unterarm‑Ausdauer wesentlich steigern – relevant sowohl für Kletterleistung als auch Alltag.

Ausdauer und Herz‑Kreislauf‑Training

Klettern gilt zwar primär als Kraftsport, jedoch können längere Routen oder schnelle Bouldersessions deutlich kardiovaskuläre Belastung erzeugen. So wurden Kalorienverbrennungen von acht bis zehn Kalorien pro Minute beobachtet – vergleichbar mit intensivem Cardio‑Training.
Dies fördert sowohl anaerobe als auch aerobe Kapazität – ein klarer Vorteil gegenüber vielen klassischen Kraftübungen.

Flexibilität, Balance & Koordination

Die wechselnden Bewegungsrichtungen beim Klettern – Strecken, Drehen, Ziehen, Drücken – trainieren auch Beweglichkeit und Körperkontrolle. Eine hohe Koordinationsleistung ist erforderlich, um Dynamik, Positionierung und Gleichgewicht zu steuern.
In Folge verbessert sich nicht nur die Bewegungsökonomie beim Klettern, sondern auch die Alltagsmobilität sowie das Verletzungsrisiko kann reduziert werden.


Tipp: Klettern einmal pro Woche genügt häufig nicht – zwei bis drei Sessions pro Woche zeigen deutliche Effekte, insbesondere bei Kraft‑, Ausdauer‑ und Koordinationszuwachs.

Mentale und psychosoziale Effekte

Fokus und Problemlösung

Beim Klettern ist jeder Zug eine Entscheidung: Welcher Griff, welcher Tritt – und wie bleibt der Körper im Gleichgewicht? Diese permanente mentale Aktivität wirkt wie ein Training für das Gehirn und fördert Konzentration, räumliches Denken sowie Entscheidungsfähigkeit.
Darüber hinaus berichten viele Kletterinnen und Kletterer von einem «Flow»-Erlebnis – einem Zustand tiefen Fokus, in dem Alltagsgedanken zurücktreten und Stress vermindert wird.

Selbstvertrauen und soziale Dynamik

Der Sichtbare Fortschritt im Klettern – ein schwierigerer Boulder gelingt, ein neuer Griff gemeistert – stärkt das Selbstvertrauen nachhaltig. Zudem ist Klettern häufig Gemeinschaftssport: Partner sichern, ermutigen, analysieren Zugtechnik – soziale Bindung entsteht. Studien zeigen, dass Klettern positive Effekte auf Stimmungslagen sowie depressive Symptome haben kann.



Für wen sich Klettern besonders empfiehlt – und wann Vorsicht angebracht ist

Klettern ist geeignet für Personen, die Bewegung suchen, die Kraft, Koordination und geistige Herausforderung verbinden möchten. Insbesondere jene, die klassische Sportarten als zu repetitiv empfinden, finden im Klettern Abwechslung.
Allerdings gilt: Bei akuten Schulter‑, Ellbogen‑ oder Fingergelenksproblemen ist Vorsicht geboten. Auch eine Einführung durch qualifizierte Trainerin oder Trainer ist ratsam – Sicherheit darf nicht vernachlässigt werden.


Tipp: Eine professionelle Einführung in die Klettertechnik und Sicherungstechnik reduziert Verletzungsrisiko und ermöglicht nachhaltige Leistungssteigerung.

Wie eine Trainingsstruktur aussehen kann

  • Aufwärmen (10 Minuten dynamisch: Schulterkreisen, Beinaktivierung, leichte Zugbewegungen)
  • Klettern (2–4 Routen oder Bouldersessions im mittleren Schwierigkeitsbereich, Fokus auf Technik)
  • Kraftzirkel nach dem Klettern (z. B. Rumpfstabilität, Schulter‑ und Beinkräftigung)
  • Cool‑Down mit Dehnübungen für Hüften, Schultern und Unterarme
  • Regeneration und Ruhephase einplanen – Klettern beansprucht intensiv Muskeln, Sehnen und Nervensystem
Tipp: Technik vor Top‑Kraft: Wer zuerst Beweglichkeit und richtige Setzung trainiert, sieht nachhaltigere Erfolge mit geringerem Risiko.

Fazit

Klettern verbindet Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Balance und mentale Fitness in einem Sport. Wer regelmässig klettert, profitiert sowohl körperlich – durch verbesserte Muskulatur und Herz‑Kreislauf‑Kapazität – als auch geistig – durch gesteigerte Konzentration, Problemlösungsfähigkeit und Wohlbefinden.
Damit wird Klettern zu einer effektiven Investition in Körper und Geist – und zu einer sportlichen Alternative mit Nachhaltigkeitscharakter.

 

Quelle: sportaktuell.ch‑Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © Soloviova Liudmyla/shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © YanLev Alexey Sizov/shutterstock.com

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