Studie: 40 % der Hiring Manager führen Interviews ohne Training – mit Folgen
40 % der Hiring Manager erhalten keine Schulung für Vorstellungsgespräche.
Entscheidungsträger, die im Rekrutierungsprozess eine Schlüsselrolle spielen, bleiben oft im Hintergrund – davor warnt die Personalberatung Robert Walters.
Unternehmen investieren Millionen in Employer Branding, Assessment-Tools und HR-Technologie. Doch diejenigen, die letztlich die Einstellungsentscheidung treffen – die Hiring Manager – erhalten häufig keinerlei Unterstützung. Eine Studie von Robert Walters zeigt: 40 % von ihnen haben noch nie ein formelles Interviewtraining absolviert.
„Interviewen ist ein Handwerk, keine Nebensache“, sagt Tom Lakin, Global Head Future of Work Advisory bei Robert Walters. „Die Art und Weise, wie ein Vorstellungsgespräch geführt wird, kann Bewerbende unbewusst bevorzugen oder benachteiligen – und damit die Qualität der Einstellung massgeblich beeinflussen.“
Die Folgen falscher Einstellungsentscheidungen
Das fehlende Training für Hiring Manager wirkt sich nicht nur auf die Candidate Experience aus, sondern auch auf die Organisation selbst. Studien zufolge sind rund 80 % der Personalfluktuation auf Fehlbesetzungen zurückzuführen (Quelle: Forbes). Eine falsche Einstellung kann hohe Ersatzkosten verursachen, dem Unternehmensimage schaden, Spannungen im Team auslösen und die Produktivität beeinträchtigen.
Unbewusste Vorurteile und typische Interviewfehler
Ein weiteres Risiko liegt in der Verzerrung durch unbewusste Bias im Rekrutierungsprozess. Hiring Manager, die nicht in objektiven Interviewtechniken geschult sind, lassen sich oft – ohne es zu merken – von folgenden Faktoren beeinflussen:
- Affinity Bias: Die Tendenz, Kandidat:innen zu bevorzugen, die einem selbst ähneln (z. B. in Hobbys oder Hintergrund)
- Halo-Effekt: Eine positive Eigenschaft überstrahlt andere Aspekte und führt zu einem unausgewogenen Urteil
- Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Manager suchen gezielt nach Antworten, die ihren ersten Eindruck bestätigen, statt kritisch zu hinterfragen
„Natürlich ist es selten die Absicht, Vorurteile in Entscheidungen einfliessen zu lassen“, erklärt Lakin. „Doch ohne Schulung ist es schwer, diese Fallstricke zu vermeiden – häufig handelt es sich um eine Form ‚unschuldiger Unwissenheit‘.
Angesichts der hohen Kosten von Fehlbesetzungen ist es entscheidend, sich der möglichen Verzerrungen im Auswahlprozess bewusst zu werden. Ein inklusiver Einstellungsprozess verbessert letztlich die Qualität der Rekrutierungen im gesamten Unternehmen.“
Quelle: Robert Walters
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